Bauernhofspaziergang bei Gerhard Paulitsch

Bunte Vielfalt für Tier und Mensch

Gemeinsam mit seiner Frau Doris bewirtschaftet unser Biodiversitätsbotschafter Gerhard Paulitsch am Fuß der Koralpe (Kärnten) ein ganz besonderes Flecken Erde, auf dem Doris und Gerhard am 22. April rund 30 Teilnehmer*innen zum Bauernhofspaziergang herzlich willkommen hießen. Bei einem gemütlichen Spaziergang über den Betrieb zeigte Gerhard vor Ort, welche Maßnahmen er setzt, um auf seinem Betrieb die Artenvielfalt zu fördern.

Der Ornithologe Andreas Kleewein von BirdLife Österreich Landesgruppe Kärnten, der den Spaziergang ebenfalls begleitete, erklärte den Teilnehmer*innen, welche Vogelarten von Gerhards Maßnahmen profitieren. Und ein paar der befiederten Untermieter bekamen die Teilnehmer*innen auch vor die Linse: Ein Gartenrotschwanz-Männchen zeigte mit unermüdlichem Gesang auf einem alten Obstbaum, dass es hier stolzer Revierbesitzer ist, zwei Mäusebussarde nutzten die gute Thermik und zogen hoch am Himmel ihre Kreise, um nach Mäusen Ausschau zu halten und auch ein durchziehendes Rohrweihen-Männchen schaute kurz auf Gerhards Flächen vorbei.


Der Vogelexperte Andreas Kleewein erläuterte, wie wichtig alte Obstbäume für Vögel sind. Denn hier finden Gartenrotschwanz, Meisen, Zwergohreule & Co Höhlen zum Brüten. Mit dem Aufhängen von Nistkästen fördert Gerhard Paulitsch das Höhlenangebot noch zusätzlich. Sie werden von den Höhlenbrütern auch dankend angenommen. Vor allem der Gartenrotschwanz lebt bei Gerhard auf großem Fuß: Kurzerhand hat der kleine Singvogel einen Nistkasten bezogen, der eigentlich für die Zwergohreule bestimmt war.


Auch in seinem Wald lässt Gerhard Paulitsch der Natur ihren Raum. Mit liegendem Totholz und Asthaufen schafft er vielgestaltige Lebensräume, wovon beispielsweise Totholzinsekten profitieren, die wiederum Nahrungsquelle für viele Vogelarten sind. Die Teilnehmer*innen konnten sich bei einer kurzen Runde durch Gerhards Wald selbst ein Bild davon machen. Begleitet wurden sie dabei vom schmetternden Gesang des Zaunkönigs, der im Unterwuchs emsig nach Nahrung suchte.


Am Waldrand erklärte Gerhard Paulitsch den Teilnehmer*innen eindrucksvoll, dass Sturmereignisse innerhalb kürzester Zeit enorme Kräfte entwickeln können und so an den stärksten Bäumen ihre Spuren hinterlassen. Umso wichtiger ist ein gut ausgebildeterer Waldsaum, denn er fungiert als effektive „Sturmbremse“ für das Waldinnere. Zudem bietet ein gut strukturierter Waldsaum auch Vögeln Nahrung und Nistmöglichkeiten, wie Andreas Kleewein erläuterte.


Auch die Grünlandpflege ist bei Gerhard Paulitsch gut durchdacht. Er erklärt den Teilnehmer*innen, dass die Insekten- und Pflanzenvielfalt nicht nur durch einen späteren Schnittzeitpunkt und einer angepassten Schnitthöhe gefördert werden kann. Auch die Wahl des richtigen Mähwerks wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus. Leichte Mähgeräte ausgestattet mit einem Fingermähwerk sind nicht nur kraftstoffsparend, sondern auch insektenschonend. Ökologie und Ökonomie gehen so Hand in Hand.


Herzstück des Betriebs von Doris und Gerhard Paulitsch sind die bunten Obst- und Gemüsegärten. Der Blick von oben macht es mehr als deutlich: Die vielgestaltigen Obstgärten, in denen man Brombeeren genauso findet wie alte Birnbäume und Rosengewächse, schaffen eine einzigartige Strukturvielfalt. Mit viel Liebe zum Detail entsteht so eine bunte Vielfalt, die nicht nur wichtiger Windschutz und Schattenspender ist, sondern Insekten, Vögeln und anderen Tieren das ganze Jahr hindurch wertvollen Nahrungs- und Lebensraum bietet.

Beim Betreten der „essbaren Landschaft“ konnten sich die Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs selbst ein Bild von dieser Vielfalt machen, begleitet vom allgegenwärtigen Zirpen der Grillen und dem unermüdlichen Gesang des Gartenrotschwanzes, der sich von den Teilnehmer*innen als stolzer Revierbesitzer bewundern ließ.


Mit den Produkten, die Gerhard und Doris aus dem Obst und Gemüse selbst herstellen und vermarkten, erwirtschaften sie 45 % ihres Einkommens und können damit auch den Fortbestand ihres landwirtschaftlichen Betriebs sichern. Doris führte die Teilnehmer*innen durch die Lager- und Verarbeitungsräume, in denen sie Obst und Gemüse zu Chutneys, Fruchtaufstrichen, Sirups und anderen Köstlichkeiten weiterverarbeitet.

Zum Schluss konnten sich die Teilnehmer*innen bei einer gemeinsamen Jause auch geschmacklich einen Eindruck von den hofeigenen Produkten machen und der Bauernhofspaziergang fand so seinen gemütlichen Ausklang.