Vielfalt am Naturhof Wieser
Am Samstag, 13.7. öffnete Biodiversitätsbotschafter Alexander Steindl seine Pforten und lud zum Bauernhofspaziergang ein. 25 Teilnehmer*innen sind der Einladung gefolgt und reisten nach Haidershofen, NÖ um Alexander und seinen Hof näher kennenzulernen und Einblicke in sein vielfältiges Schaffen zu erhalten.
Vor vier Jahren fing Alex an, sich intensiv in die Themen Permakultur und regenerative Landwirtschaft einzulesen. Mit zunehmendem Wissen über innovative Bewirtschaftungsmethoden und Förderung der Biodiversität machte es irgendwann „klick“ und es war klar, dass am Naturhof Wieser ein neuer Weg eingeschlagen wird.
Der 1. Schritt zur Veränderung wurde damals mit der Bepflanzung von 400 Bäumen und Sträuchern im Sinne eines Agroforstsystems eingeläutet. Ein Agroforst ist eine Landnutzungspraktik, bei der Bäume und Sträucher (teilweise auch zusammen mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen) auf einer Fläche angebaut werden. Agroforste erhöhen die Strukturvielfalt, verbessern das Mikroklima, fördern die Bodenfruchtbarkeit und tragen zur Regulierung des Wasserhaushalts bei. Am Naturhof Wieser entstand mit Hilfe des Agroforstsystems die sogenannte „Sonnenweide“, die aus der Luft betrachtet, wie eine Sonne mit Strahlen aussieht.
Anfangs diente die Sonnenweide zur Beweidung von Milchkühen, mittlerweile für eine Mutterkuhherde der Rasse Murbodner. Auf der Sonnenweide wendet Alex eine spezielle Weideform, das sogenannte Mob Grazing, an: Durch eine hohe Besatzdichte und einer kurzen Beweidungsdauer bekommt die Wiese eine lange Rastzeit, was sich merklich auf die Artenvielfalt auswirkt. „Durch die Beweidung wird die Weide auch automatisch mit Kuhfladen gedüngt“, so Alex und ergänzt: „Ein Kuhfladen ist wie der Opernball der Biodiversität, so viel Artenvielfalt auf einer kleinen Fläche ist wirklich erstaunlich!“
Weiter ging der Spaziergang Richtung Hühnerhaltung, wo auf einer üppigen Wiese 200 Masthendl gehalten werden. Als Unterstand dienen den Hühnern mobile Zelte ohne Boden, die ganz einfach per Hand auf frisches Gras gezogen werden können.
Auf dem Weg zu Krainer Schafen und Pinzgauer Strahlenziegen machte die Gruppe an einer kleinen feuchten Senke halt, die mit hohem Gras und Blutweiderich bewachsen ist. Diese Senke war früher eine typische feuchte Stelle, die normalerweise drainagiert wird. Nicht so am Naturhof Wieser: Die Pfütze wurde aufgebaggert und ein kleines Gewässer mitten in der Wiese für Insekten und Co. angelegt. Eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung!
Bei den Schafen und Ziegen angekommen, erklärte Alex die Vorteile alter Nutztierrassen und dass aus ursprünglich zwei geplanten Ziegen für den eigenen Milch- und Käsebedarf, per Zufall eine ganze Herde bei ihnen einziehen durfte. Auch diese Tiere werden im Mob Grazing System gehalten und ihre Weidefläche mit Hilfe von Netzzäunen flexibel angepasst.
Nach einem kurzen Besuch bei den Turopolje Schweinen, die ebenso im Freiland gehalten werden und sich am Naturhof sichtlich wohl fühlen, führte die Tour noch zur hofeigenen Baumschule. Nach vielen Enttäuschungen über die Qualität bestellter Bäume und Sträucher, beschloss Alex die Nachzucht seiner Pflanzen selbst in die Hand zu nehmen und veredelt am Betrieb verschiedene Obstbäume bzw. züchtet Beerensträucher.
Zu guter Letzt erwartete die Teilnehmer*innen eine feine Verkostung mit hofeigenem Speck, sowie Bio-Lardo "Chili" vom Weideschwein und gschmackigen Jausenwürsteln namens „Turonossi“. Gut gelaunt wurde noch ein bisschen geplaudert und fachgesimpelt, bis der Nachmittag langsam sein Ende nahm.