Bauernhofspaziergang bei Johanna Marchner-Pichler
Am Donnerstag, 27. Juli 2023 fand bei Biodiversitätsbotschafterin Johanna Marchner-Pichler aus Bad Mitterndorf, ein Bauernhofspaziergang zum Thema „Wie kann ich Waldsäume ökologisch gestalten?“ statt.
11 Teilnehmer, darunter Landwirtinnen, Experten aus der Forschung, sowie Schutzgebietsbetreuung und Nachbarn waren angereist, um die verschiedenen Biodiversitätsmaßnahmen auf dem Betrieb von Johanna zu besichtigen. Nach einer kurzen Einführung im Ort, gings auch gleich auf die Alm, zuerst mit dem Auto, dann zu Fuß Richtung Waldrand.
Die Randbereiche der hofeigenen Wälder beschäftigen Johanna schon länger, denn ein Waldsaum ist viel mehr als nur der Übergang von der Wiese zum Wald. Von Natur aus sind diese auch nicht scharf abgegrenzt, sondern kommen als sanfte Übergangszone vor. Waldsäume haben eine vielseitige ökologische Funktion und sind wertvolle Lebensräume, erklärte Johanna und man konnte bei ihr sofort die Begeisterung für dieses Thema spüren. Waldsäume bieten Schutz vor Wind und Austrocknung, schaffen ein eigenes Mikroklima und sind ein Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzenarten. Vor allem Insekten und Vögel halten sich gerne in Randbereichen von Wäldern auf, denn hier finden sie Nahrung und Ansitzwarten. Für Rinder sind Waldsäume wichtige Schattenplätze und Rückzugsorte, was für Johanna mit ihrem Mutterkuhbetrieb eine wichtige Rolle spielt.
Da natürliche Waldsäume vielerorts verloren gegangen sind, ist es Johanna ein großes Anliegen, diesen wertvollen Lebensraum wieder herzustellen und ihren Waldrandrand mit Sträuchern zu bepflanzen. Wichtig ist ihr dabei, dass der Wald unter Berücksichtigung der größtmöglichen Naturschutzmaßnahmen weiterhin wirtschaftlich bleibt und nicht völlig außer Nutzung gestellt wird. Was simpel klingt, war alles andere als leicht in der Umsetzung: Die Bepflanzung standortangepasster Sträucher hat mehrere Anläufe gebraucht, da die Pflanzen den Bedingungen vor Ort nicht standhalten wollten. Verschiedene Wege wurden ausprobiert und wieder verworfen, Geduld und Tüftelei war gefragt. Aus diesem Grund bezeichnet Johanna ihren Waldsaum an dieser Stelle auch als Entstehungsort, als Tatort und als Entwicklungsort.
Johanna bewirtschaftet ihren Wald mit Hilfe des Femelschlags. Das bedeutet, dass im Gegensatz zum Kahlschlag nur einzelne Bäume entnommen werden, und Lichtungen für den Jungwuchs geschaffen werden. Darüber hinaus kann mit Hilfe des Femelschlag auch der Waldsaum aufgewertet werden, bzw. wieder hergestellt werden. Johannas Wald wird übrigens mit dem Pferd gefemelt, der Verzicht auf schwere Maschinen schont den Waldboden und lässt eine alte Tradition wieder aufleben.
Der Bauernhofspaziergang bei Johanna bot viel Wissenswertes zum Thema Waldökologie und war eine tolle Möglichkeit, neue Methoden zur Förderung der Biodiversität kennenzulernen. Johannas Erfahrungsschatz hat die TeilnehmerInnen begeistert, und es wurden viele Fragen zum Thema Waldökologie gestellt und gemeinsam diskutiert.
Zum Abschluss gab es eine gute Jause und Getränke, womit der spannende und abwechslungsreiche Bauernhofspaziergang einen wortwörtlich feinen Ausklang nahm.