Achtsam Wirtschaften im Weinbau - Schlangen zeigen, ob's passt
Eingebettet zwischen Wäldern und Weinreben liegt direkt an der Steirischen Weinstraße das Bio-Weingut unseres Biodiversitätsbotschafters Otto Knaus. „Den eigenen Grund und Boden für künftige Generationen bestmöglich hinterlassen“, ist Ottos Motivation für sein Tun. Und das gelingt nur, wenn man achtsam und im Einklang mit der Natur wirtschaftet. Was genau für Otto achtsames Wirtschaften im Weinbau bedeutet, davon konnten sich die Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs am 9. August selbst ein Bild machen.
Bereits im Jahr 2000 stellte Otto seinen 12 ha großen Weinbaubetrieb auf BIO um. Für Otto bedeutet BIO-Weinbau viel mehr als Verzicht auf chemische Insektenschutzmittel, was den Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs eindrucksvoll vor Augen geführt wird: Eng verzahnt mit seinen Weinanbauflächen findet man eine Streuobstwiese, die Otto erst Mitte August mit dem Balkenmäher mäht, um Tieren wie der Smarageidechse oder Rehkitzen möglichst lange geschützte Rückzugsorte zu bieten. Zusätzlich schafft Otto mit einem Teich, Steinmauern und Baumzeilen Strukturvielfalt rund um seinen Weingarten.
Aber auch die Rebzeilen selbst unterscheiden sich eklatant von so manch anderen: Insekten- und blütenleere Flächen auf dem kurz gestutzten Einheitsgrün der Fahrgassen sucht man bei Otto Knaus vergebens. Beim Mähen der Fahrgassen mäht er mit hoch eingestelltem Mähwerk nur jede zweite Zeile und achtet darauf, dass Gräser und Kräuter zum Blühen kommen. Und das zahlt sich aus: Zwischen seinen Weinstöcken stehen Beinwell, Scharfgarbe, Brunnenkresse, Disteln & Co und das in einem engverzahnten Mosaik aus zeitlich versetzt gemähten Grünflächen. Diese Vielfalt von Pflanzen lockt eine artenreiche Gemeinschaft an Insekten, Reptilien und Vögeln in den Weingarten – Vielfalt, die sich auch für ihn als Weinbauer auszahlt: Ein stabiles Ökosystem entsteht, in dem Raubmilben und andere Insekten, aber auch Vögel ihm dabei helfen, Schädlinge im Weinbau wie Kräusel- oder Spinnmilben in Schach zu halten. „Ein Brutpaar mit 8 bis 10 Nestlingen braucht 30 kg Insekten, um seinen Nachwuchs aufzuziehen“, untermauert Otto eindrucksvoll die tatkräftige Unterstützung der Vögel in der Schädlingsbekämpfung, aber auch wie wichtig es ist, dass Vögel genügend Insekten finden, um ihren Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen. Damit auch höhlenbrütende Vogelarten nicht nur Nahrung, sondern auch Brutmöglichkeiten vorfinden, hat Otto in seinen Weingärten Nistkästen montiert.
Neben der tierischen Unterstützung nutzt Otto auch natürliche Pflanzenschutzmittel, wie Kaolinerde die als Suspension auf Blätter und Trauben der Weinreben gesprüht wird, was Otto den Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs anhand der grau gesprenkelten Blätter der Rebsorte Muscaris erklärt. Potenzielle Schädlinge meiden die mit Kaolinerde behandelten Reben.
Durchsetzt sind Ottos Weingärten von Einzelbäumen. Dadurch entstehen nicht nur wichtige Biotope für Vögel, Reptilien oder Rehe, sondern sie sind auch Schattenspender für die oft schweißtreibende Arbeit im Weingarten.
Dank der Strukturvielfalt wundert es kaum, dass Otto, wenn er im Weingarten arbeitet, schon so manch nette Beobachtung hatte, die er teils auch fotografisch festhielt und mit den Teilnehmer*innen am Bauernhofspaziergang teilte: Amseln, die ihre Nester im Blattwerk der Weinstöcke verstecken, Smaragdeidechsen, die ihm beim Arbeiten in den Weinzeilen genau auf die Finger schauen oder Gottesanbeterinnen, die ihre kunstvoll gestalteten Eikokons auf den Holzpfosten der Rebzeilen befestigen.
Über seinen Betrieb verteilt hat Otto Schlangennester ausgebracht: Schwarze Teichfolie 1 x 1 Meter groß, auf dem Boden liegend, in einem Holzrahmen fixiert. Darunter wärmt sich der Boden auf – ein Bereich den Schlangen dann gern zum Schlafen nutzen. Ringelnatter, Schlingnatter und Äskulapnatter hat Otto in den Nestern schon entdeckt.
Eines der Nester befindet sich am Ende unserer Runde durch Ottos Weingarten direkt beim „Botschafter-Bankerl“, an dem die Teilnehmer*innen des Bauernhof-Spaziergangs noch mal kurz innehalten und ihre Eindrücke Revue passieren lassen. „Schlangen sind für mich sehr sensible Lebewesen und genauso sensibel muss man auf seinen Flächen wirtschaften, damit sie sich wohl fühlen. Wenn ich als Weinbauer Schlangen auf meinem Betrieb habe, dann ist das ein gutes Zeichen für mich. Es zeigt mir, dass ich auf meinen Flächen alles richtig mache“, erklärt Otto die Bedeutung von Schlangen als Indikatoren für intakte, gesunde und strukturreiche Lebensräume.
Und was achtsames, nachhaltiges Bewirtschaften bedeutet, durften die Teilnehmer*innen des Bauernhof-Spaziergangs an diesem Tag nicht nur vor Ort erleben und auf sich wirken lassen, sondern schließlich auch im hofeigenen Buschenschank in gemütlicher Atmosphäre verkosten.