Bauernhofspaziergang und Praxiswerkstatt
Der Bauernhofspaziergang bei Jakob Mayer fand in Kooperation mit der Praxiswerkstatt des Projekts Vielfalt auf meinem Betrieb statt.
Zu Beginn erzählte Fledermaus-Expertin Nadja Santer im wunderschönen Haus der Elsbeere unglaublich spannend über die Besonderheiten der heimischen Fledermäuse. Zum Beispiel findet die Paarung der Fledermäuse gerade jetzt im Herbst statt. Damit die Jungtiere aber dann nicht im Winter zur Welt kommen, findet keine Befruchtung im eigentlichen Sinn statt, sondern das Fledermaus-Weibchen bewahrt die Spermien des Männches in der Gebärmutter auf. Erst im Frühling nach dem Winterschlaf, wenn die Witterung passt, reift eine Eizelle heran und wird befruchtet.



Nach einer köstlichen Elsbeer-Krautsuppe und eigens für den Bauernhofspaziergang etikettierten Apfelsaft führte Jakob Mayer die Teilnehmer*innen anschließend über seine Betriebsflächen. Auf der Elsbeer-Wiese zeigte Jakob den Teilnehmer*innen, wie die Elsbeeren auf einer langen Leiter stehend von Hand gepflückt werden. Eine Gurtsystem schützt vor Absturz. Die Wiesen, auf denen die erhabenen und bis zu 200 Jahre alten Elsbeer-Bäume stehen, mäht Jakob zweimal im Jahr. Das Mähgut verkauft er an einen Milchvieh-Betrieb in der Nähe. Da Jakob wirtschaftlich auf das Mähgut nicht angewiesen ist - der Betriebsschwerpunkt liegt auf den Obstprodukten, die er direkt vermarktet - wird die Wiese nicht gedüngt und ist dementsprechend artenreich. Jakob lässt auch Bereiche ungemäht, auf denen es vor Insekten nur so wimmelt.



Weiter ging der Rundgang durch den Mischwald, wo Jakob Mayer auf Naturverjüngung setzt. Dem feuchten Wetter war es zu verdanken, dass die Teilnehmer*innen sogar einen Feuersalamander bestaunen konnten. Das Holz, das Jakob aus dem Wald gewinnt, verkauft er als Brennholzpakete an Haushalte und erhöht dadurch die Wertschöpfung.



Die nächste Station war die Wiese unterhalb des Bauernhofes, die von Hecken und uralten Dirndlsträuchern gesäumt ist. An einem alten, bereits abgestorbenen Birnbaum, der vom Sturm gefällt wurde, wies Jakob auf die zahlreichen Frass- und Nistspuren von Insekten hin. Auch für Fledermäuse sind Höhlen und Spalten in toten Bäumen wertvolle Ruheplätze.
Über der Wiese thront das schmucke Elsbeer-Chalet, von dem die Gäste einen atemberaubenden Blick über die liebliche Hügel-Landschaft des östlichen Mostviertels haben. Es ist eine der drei Haupt-Einnahmequellen für Jakobs Betrieb.



Abschließend fanden sich die Teilnehmer*innen wieder beim Haus der Elsbeere ein und bauten unter der fachkundigen Anleitung von Andrea Aigner (ÖKL) Fledermaus-Nistkästen. Diese konnten die Teilnehmer*innen mit nach Hause nehmen, um zukünftig für Fledermäuse ein Notquartier anzubieten. Am besten als Ruheplätze und Wochenstuben geeignet sind jedoch alte Bäume und zugängliche Gebäudefassaden oder Dachböden. Damit es Fledermäusen am Bauernhof so richtig gut geht, müssen sie auch ausreichend Nahrung - also Insekten - vorfinden.



Fotos: ÖKL + Suske Consulting