Bauernhofspaziergang bei Jakob Loidolt
Große Vielfalt auf kleiner Fläche
Was auf kleiner Fläche landwirtschaftlich alles möglich ist, erfuhren Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs am 22. August auf dem Betrieb unseres Biodiversitätsbotschafters Jakob Loidolt im nördlichen Waldviertel. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Geschwistern bewirtschaftet Jakob einen rund 16 ha großen Ackerbaubetrieb. Trotz kleiner Betriebsgröße schaffen es die Loidolts, eine bemerkenswerte Vielfalt an Erdäpfeln, Getreide, Gemüse und Obst anzubauen. Das bedarf einiges an Logistik bei Anbau, Ernte und Lagerung. Davon konnten sich die Teilnehmer*innen vor Ort ein Bild machen.
Der Anbau von verschiedenen Kartoffelsorten, darunter auch alte Raritäten, wie z. B. Kipfler, alten Getreidesorten sowie von Obst und Gemüse sorgt dafür, dass der Betrieb der Familie Loidolt auf breiter Basis aufgestellt ist. Teilweise oder vollständige Ernteausfälle einer Kultur führen nicht zwangsweise zum finanziellen Engpass – man hat genügend andere Kulturen, auf die man notfalls ausweichen kann. Gerade in Zeiten des Klimawandels mit den damit verbundenen Wetterkapriolen gibt das eine gewisse Sicherheit. Außerdem schafft die Diversität an Kulturen auf kleiner Fläche enorme Strukturvielfalt in der Kulturlandschaft. Dadurch entstehen wertvolle Nahrungs- und Rückzugsräume für Tiere der offenen Kulturlandschaft. Vielfalt zahlt sich aus – sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
Die Ernte von Kartoffelsorten verschiedenster Größe kann zur technischen Herausforderung werden. Gerade die kleinen Sorten fallen durch die Förderbänder herkömmlicher Kartoffelroder. Einer der vielen Gründe, warum Jakob in Sachen Maschinen auf die älteren Semester schwört. In seinem Fuhrpark – von dem sich auch die Teilnehmer*innen des Spaziergang einen Eindruck machen konnten – sind Maschinen u.a. aus den 1970er Jahren zu finden. Denn gerade die alten Maschinen lassen sich baulich noch leichter an die Anforderungen, die Jakob an seine Ernte-, Anbau- und Pflegegeräte hat, anpassen. Zudem sind die kleine Größe und das dementsprechend leichtere Gewicht der älteren Maschinen für die Bewirtschaftung der kleinen Ackerflächen von Vorteil. Mit viel Geschick, Geduld und Ideenreichtum hat Jakob beispielsweise auf dem Betrieb drei Kartoffelroder so umgebaut, dass sie ihm bei der Ernte der verschieden großen Kartoffelsorten eine brauchbare Unterstützung sind.
Einmal wöchentlich werden Kartoffeln, Getreide und andere hofeigene Erzeugnisse wie Marmeladen und Honig auf Märkten in Wien verkauft. Damit bringen die Loidolts ihre Sortenvielfalt unter die Menschen. Die Marktbesucher*innen wissen es zu schätzen und schwärmen vom Geschmack der ansonsten vermutlich schon vergessenen, alten Sorten. Die positive Rückmeldung ihrer Kunden und Kundinnen sowie deren Wertschätzung für ihre Arbeit ist für Fam. Loidolt Bestätigung dafür, dass sie den für sie besten Weg eingeschlagen haben: Weg vom anonymen Kartoffelablader bei Zwischenhändlern hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, in der Qualität vor Quantität steht.