Bauernhofspaziergang bei Josef Pfeffer

5.9.2025, 14:00 bis 17:30 Uhr:

Biodiversität am Acker fördern

Am Hof von Josef Pfeffer, Kleinzell 3, 3240 Mank

Josef Pfeffer bewirtschaftet im Bezirk Melk einen Familienbetrieb mit 25 Hektar Ackerland und 1 Hektar Grünland mit Schweinezucht und -mast. Ein achtsamer Umgang mit dem Boden ist für ihn entscheidend: er verzichtet vollständig auf Bodenbearbeitung. Beim Bauernhofspaziergang wird Josef Pfeffer den Teilnehmer*innen zeigen, wie er Biodiversität auf seinen Flächen fördert. Mittels Spatenprobe haben wir einen Blick ins Bodenleben geworfen und uns drei Standorte am Acker genau angeschaut. Auch die Direktsämaschine hat uns Josef Pfeffer gezeigt und die Funktionsweise erklärt. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen haben wir uns über Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität im Ackerbau ausgetauscht. Dieser Frage widmet sich auch das internationale Projekt FarmBioNet, das abschließend vorgestellt wurde.

Zum Ausklang gab es eine kleine Jause.

Zum Nachlesen

Keine Bodenbewegung seit 5 Jahren

Der Einladung zum Bauernhofspaziergang bei Josef Pfeffer folgten gut 30 Bäuerinnen und Bauern. Zu Beginn stellt Johanna Frangez das Projekt Farming for Nature vor, anschließend erläuterte Josef Pfeffer sein Betriebskonzept in einer kurzen Bildpräsentation. Nach den einleitenden Worten begab sich die ganze Gruppe nach draußen auf die Felder. Die erste Station war ein angrenzendes Sojafeld. Eingerahmt von einer Biodiversitätsfläche erstreckt sich das Sojafeld über einen leichten Hang. Wie alle seine Flächen wird sie völlig ohne Bodenstörung bebaut. Für die Ansaat verwendet Josef Pfeffer eine Direktsämaschine, die den Boden nur leicht anritzt, die Körner hineinlegt und den Säschlitz gleich wieder verschließt. Josef Pfeffer achtet zudem penibel darauf, seine Ackerböden nicht zu verdichten. „Es darf maximal soviel Druck pro Quadratmeter auf meine Böden kommen, wie ein erwachsener Mann verursacht.“, erklärt er den Teilnehmern anschaulich. Das erreicht er durch eine Reifendruckanlage, die auf seinem Traktor und den Sämaschinen angebracht ist. Damit kann er vom Traktor aus die Luft aus den Reifen lassen. „Der Traktorreifen wird dann so breit wie ein Tisch, und das Gewicht der Maschinen verteilt sich so auf eine große Fläche. Dadurch hab ich keine Bodenverdichtung.“, sagt Pfeffer. Mit einer Spatenprobe zeigt Josef den Teilnehmer*innen, wie gesunder Boden aussieht: „Er muss gut zusammenhalten und darf nicht gleich zerbröseln. Außerdem sieht man viele Regenwurmgänge, die den Boden belüften und vor allem auch bei der Boden-Bewässerung helfen. Das Regenwasser versickert durch die senkrechten Gänge der Tauwürmer und verursacht somit keine oberflächliche Erosion. Gesunder Boden muss zudem gut riechen – nach Waldboden.“ Auf der Bodenoberfläche zwischen den noch kräftig grünen Sojapflanzen liegt in Verrottung begriffenes Stroh – die Rückstände der Zwischenfrucht, die davor am Feld gewachsen ist.

Den Boden immer bedeckt halten

Zwischenfrüchte oder Begrünungen sind ein weiterer wichtiges Bestandteil von Josef Pfeffers Bewirtschaftungsprinzipien. Er achtet darauf, dass die Böden immer bedeckt sind, möglichst mit lebenden Pflanzen. Bei der nächsten Station des Bauernhofspaziergangs konnten sich die Teilnehmer*innen eine begrünte Fläche anschauen. Die Begrünungsmischung wurde direkt nach der Ernte des Weizens Ende Juli angebaut. Nach dem ersten Frost wird Josef Pfeffer dort eine winterharte Begrünungsmischung anbauen, die dann bis Anfang Mai am Feld wächst. So ist der Boden immer vor Erosion geschützt, das Bodenleben hat Nahrung und auch oberirdisch dient die Begrünung als Lebensraum.

Reifendruck regulieren

Die dritte Station des Spaziergangs war ein Maisfeld, das Josef Pfeffer als zweite Hauptkultur nach der Ernte der Wirntergerste Anfang Juli angebaut hat. Der Mais kann dann als Futtermais geerntet werden. Eindrucksvoll zeigt sich hier auch die Wirksamkeit der Reifendruckanlage. „Hier hab ich bei der Ansaat bewusst erst dann die Luft aus den Reifen gelassen, als ich schon am Acker war. Und man sieht ganz deutlich, dass auf den ersten 15 Metern der Mais viel niedriger ist. Das ist der Effekt der Bodenverdichtung.“ Auch auf diesem Feld liegt zwischen den Maispflänzchen noch altes Stroh von der Begrünung, die davor darauf gewachsen ist.

Spezielle Sämaschine

Als letzte Station zeigt Josef Pfeffer den Teilnehmer*innen die Direktsämaschine und erklärt die Funktionsweise. Gleichzeitig mit den Samenkörnern können auch Dünger und Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden. Über deren Einsatz spricht Josef Pfeffer ganz offen: „Ohne Unkrautbekämpfungsmittel könnte ich meine Art der Bewirtschaftung nicht machen, ich hab ihren Einsatz aber um 50 % reduziert. Spritzmittel gegen Insekten verwende ich überhaupt nicht mehr und Pilzbekämpfungsmittel konnte ich um 70 % reduzieren.“
Ein wichtiges Thema, das sich durch den Nachmittag zieht, ist der Schutz vor Bodenerosion. Der Verlust von fruchtbaren Ackerböden hat in der Vergangenheit ganze Zivilisationen und Reiche zerstört; ein prominentes Beispiel ist das römische Reich. Doch auch im Österreich der Gegenwart ist Bodenerosion durch Wind und Wasser ein großes Problem. Josef Pfeffer sieht seine Art der Bewirtschaftung als Möglichkeit, die Böden wieder zu regenerieren.

Biodiversität am Acker im Projekt FarmBioNet

Abschließend stellte Johanna Frangez das Projekt FarmBioNet vor und lud alle Teilnehmer*innen ein, beim Netzwerk für Landwirtschaft und Biodiversität teilzunehmen. In der anschließenden Diskussion wurden die Erfahrungen der Teilnehmer*innen mit Biodiversitätsmaßnahmen am Acker besprochen. So wurden zum Beispiel einige Verbesserungsvorschläge zum Thema Ackerblühstreifen genannt: Für solche Biodiversitätsflächen am Acker sollte es keine Pflegeverpflichtung geben. Aus ökologischer Sicht wäre es oft sinnvoll, diese Flächen mehrere Jahre lang ungestört brach liegen zu lassen, was aber mit den derzeitigen GAP-Regeln nicht möglich ist. Wichtig ist die Verwendung von standortangepasstem Saatgut, mit vielen mehrjährigen Mischungspartnern. Zudem wurde die regionale Verteilung solcher Brachstreifen diskutiert. Es wurde vorgeschlagen, dass z.B. über die Jägerschaft eine sinnvolle regionale Verteilung der Streifen angestrebt werden soll, um Biodiversitätsflächen möglichst gut in der Landschaft zu vernetzen.

Als Ausklang gab es von Martina Pfeffer selbst gebackenes Brot mit köstlichen selbst gemachten Kräuteraufstrichen sowie Kräuter-Sirup.