Gehölzstreifen im Grünland - gut für die Natur und den Landwirt
Nach einem ersten Bauernhof-Spaziergang im Juli 2024 öffnete unser Biodiversitätsbotschafter Alexander Steindl am 17. August erneut seine Hoftüren für interessierte Besucher*innen.
Alexander hat die ehemals konventionelle Milchviehwirtschaft seiner Eltern übernommen und ab dann den Betrieb Stück für Stück umgekrempelt. Mittlerweile ist der BIO-Betrieb zu Hause für eine bunte Schar an Weidetiere, darunter auch alte Nutztierrassen wie Murbodner Rinder, Turopolje-Schweine, Krainer Steinschafe und Pinzgauer Strahlenziegen.
Bei der Beweidung setzt er auf das Prinzip des Mob Grazings: Die Tiere wechseln alle 2 bis 3 Tage auf ein neues Stück Weide, sein Weidemastgeflügel – das Alexander in mobilen, zeltähnlichen Ställen hält – wechselt sogar täglich die Weide. In den kurzen Weidezeiten wird ein Teil des Grünfutters niedergetrampelt und das ist auch beabsichtigt: Das niedergetrampelte Gras bildet eine Mulchschicht, Feuchtigkeit wird besser auf der Fläche gehalten und gesunder Boden aufgebaut.
Durch Agroforstsysteme, indem Alexander also seine landwirtschaftlichen Flächen mit Bäumen und Sträucher bepflanzt, schafft er auf den Grünlandflächen zusätzlich Strukturvielfalt. Und gerade für die Ökosysteme sind diese Strukturen enorm wichtig, da sie neuen Nahrungs- und Lebensraum schaffen und somit für eine noch vielfältigere Artengemeinschaft bei Vögeln, Insekten und anderen Wildtieren sorgen.
Die Baumzeilen selbst sind durchdacht angelegt. In den Streifen selbst arbeitet Alexander mit verschiedenen Wuchshöhen, um die Strukturvielfalt zusätzlich zu erhöhen. So wechseln beispielsweise Maronibäume mit Indianerbanane und Holunder, darunter die Maibeere.
Von den durchdacht angelegten Gehölzstreifen profitiert nicht nur die Natur, sondern auch Alexander als Landwirt: Die Agroforstsysteme spenden Schatten, den u.a. seine Weidetiere dankend annehmen, verbessern das Mikroklima, bringen Windschatten und sorgen dafür, dass das durch Niederschläge verfügbare Wasser bestmöglich auf der Fläche aufgenommen, verteilt und gespeichert wird, da die Gehölzstreifen im Keyline Design angelegt sind. Mittels moderner Vermessungstechnik werden auf den einzelnen Flächen sog. Keylines ermittelt, die – ähnlich wie Höhenlinien – meist waagerecht zur Falllinie eines Hangs liegen. Da er bei den Pflanzen v.a. auf Obstbäume und -sträucher setzt, kann er zusätzlich die Ernte nutzen.
Allein im Frühjahr 2022 hat Alexander auf seinem Betrieb 400 bis 500 Sträucher und 200 Bäume gepflanzt. Schnell musste er aber feststellen, dass Bäume pflanzen viel Geld kostet und dass er in Sachen Pflanzgut, vor allem mangels Qualität und Sortenvielfalt, bei Baumschulen oft nicht fündig wurde. „Und so entstand aus einer Not heraus meine mittlerweile größte Leidenschaft,“ schildert Alexander, als sich die Teilnehmer*innen des Bauernhofspaziergangs in Alexanders privater Baumschule einfinden, in der er mittels Veredelung und Stecklingsvermehrung kurzerhand selbst das Pflanzgut für seine Agroforstsysteme aufzieht. „Wenn ihr Bäume kauft, schaut auf die Wurzeln“, gibt Alexander den Besucher*innen mit auf den Weg. „Wenn ein 3 m hoher Baum zwei Stutzerl als Wurzeln hat, kann das nicht funktionieren. Das Wurzel-Kronen-Verhältnis muss passen.“
„Viel trauen und Fehler machen, daraus lernt man am besten“, ist Alexanders Devise. Und der Erfolg gibt ihm Recht: Mit seiner speziellen Art der Beweidung und den Agroforstsystemen hat Alexander einen für viele ungewöhnlichen Weg eingeschlagen, mit der aber gut wirtschaften kann und gleichzeitig die Natur fördert. Mit ganzer Leidenschaft widmet er sich damit der regenerativen Landwirtschaft. Denn für unseren Biodiversitätsbotschafter Alexander Steindl ist eines klar: „Nachhaltigkeit allein ist zu wenig, wir müssen die Natur regenerieren.“